Wer ist Katja Kobusch – und warum schreibt sie?
Worte waren dir nicht in die Wiege gelegt, Katja.“ Dieser Satz war lange fester Bestandteil unserer Familienfeste. Dicht gefolgt von: „Dass du bei deinen Startschwierigkeiten beruflich jetzt was mit Sprache machst, ist erstaunlich.“
Bis ich vier war, habe ich so gut wie nicht gesprochen – so wird es erzählt. Eine besorgte Freundin meiner Eltern riet: „Ihr solltet dringend mit Katja zur Logopädin gehen.“ Kurz darauf fing ich an zu sprechen, in ganzen Sätzen.
In der fünften Klasse war meine Rechtschreibung, nun ja … abenteuerlich (es gibt Beweise). Also musste ich zum Deutsch-Förderunterricht, während die „Guten“ parallel in die Theater-AG durften. So auch der Junge, in den ich tierisch verknallt war. Ich habe mich damals voll reingehängt ins Pauken der deutschen Sprache – natürlich nur, um auch in die Theater-AG und damit in die Nähe meines Angebeteten zu kommen.
Wie so oft kam es anders: Die AG wurde im zweiten Halbjahr nicht wieder angeboten, dafür wurde mein Schwarm mein Tanzpartner. Und obwohl aus uns nie mehr wurde als das, brach er mir als erster Junge das Herz.
Aber durch das Pauken fand ich neue Freunde. Sechsundzwanzig kleine Buchstaben, die mir jahrelang das Leben schwer gemacht hatten, wurden plötzlich zu einer Spielwiese meiner Fantasie. Sie öffneten mir das Tor zu fremden Welten und Abenteuern. Die Sprache und ich sind ein gutes Beispiel dafür, dass Liebe auf den zweiten Blick oft die ist, die ein Leben lang hält.
Die Liebe zum Schreiben begann mit dem Lesen
Als ich zwölf oder dreizehn war, las ich „Märchenmond“ von Wolfgang und Heike Hohlbein. Wow, hat mich diese Geschichte fasziniert! Ich bin voll eingetaucht in die Welt der Hauptfigur Kim, habe mit ihm mitgefiebert und die Welt um mich herum vergessen.
Um diese Zeit zogen meine Eltern mit meiner älteren Schwester und mir um – zwar nur von einem Stadtteil in den anderen, aber ans entgegengesetzte Ende der Stadt. Meine Freunde sah ich weiterhin in der Schule, aber sie wohnten jetzt ewig weit weg (in der Wahrnehmung eines Teens). Darum waren viele Nachmittage einsam, lang und extrem öde.
Ich machte mich auf die Suche nach etwas, das diese Eintönigkeit füllen konnte, und fing an, kleine Geschichten auf einem uralten Computer zu schreiben. Plötzlich entstand die Idee für meinen ersten Roman: ein Junge namens Kim, der in eine andere Stadt umzieht. Zwischen meinem 13. und 15. Lebensjahr schrieb ich 108 Computerseiten, auf denen ich Kim dabei begleitete, neue Freunde zu finden und sich gegen seinen Konkurrenten durchzusetzen.
(Wolfgang, falls du das jemals liest: Dass meine erste Figur Kim hieß, ist ein Zeichen jugendlicher Wertschätzung, kein „Copy-Kat(ja)“ 🙃.)
Meine erste Geschichte entlockt mir bis heute ein Lächeln
Diese Geschichte steht bis heute im Regal neben meinem Schreibtisch. Manchmal werde ich nostalgisch, ziehe sie heraus und blättere darin herum. Und auch wenn viel daran nach handwerklichen Kriterien „falsch“ ist, freue ich mich jedes Mal. Denn soo viel ist auch schon richtig und trägt die Handschrift, die mein Schreiben bis heute prägt.
Auch meine Arbeitsweise hat sich in einem Punkt nicht geändert: Ich habe mir damals aus ClipArts (noch auf CD-ROM) Zeichnungen herausgesucht, die so aussahen, wie ich mir meine Charaktere vorgestellt habe. Das mache ich bis heute (natürlich mit moderneren Medien). Und auch mein Blick auf Figuren ist gleich geblieben: Für mich sind sie wie Freunde, die da draußen irgendwo wirklich existieren könnten (aufregender Gedanke).
Wenn mich jemand fragt, warum ich schreibe, müsste die Antwort also heißen: Um Zeit mit meinen fiktiven Freunden zu verbringen. Aber heute schreibe ich auch, um euch da draußen Freunde an die Seite zu stellen, die nach einem blöden Tag auf euch warten. Die da sind, ohne zu nerven oder zu bewerten. Die zu euch gehören.
Ich liebe Figuren!
Deswegen verschlinge ich bis heute selbst Bücher (und Filme und Serien). Wenn ich lese (schaue), tauche ich in diese anderen Welten ein, lache mit und über Percy Jackson; verliebe mich unsterblich in Keefe (sorry, Fitz); shippe Gideon und Gwen und kriege Schnappatmung, wenn Kai Paedyn „Darling“ nennt und mit seinen grauen Augen fixiert.
Ich liebe Figuren! Ich liebe Geschichten! Ich liebe Sprache!
„Mach was aus deinem Talent, Mädchen“, hat meine Tante Wilma mich schon als Teenager ermutigt. Mein Pseudonym „Kobusch“ war ihr Nachname – und ich hoffe, dass es sie stolz machen würde, was ich als Autorin jetzt damit anstelle.
Aber Talent allein reicht nicht, um ein Buch zu schreiben. Und ich habe mit der Wahl meiner beruflichen Laufbahn (ohne es bewusst zu planen) das Fundament für die Autorin in mir gelegt: Während des Studiums der Film- und Theaterwissenschaften habe ich Geschichten „seziert“ und viel über Spannungsdramaturgie, Plot und Figurenentwicklung gelernt. Als Journalistin habe ich professionelles Schreiben (und Kürzen) trainiert. Seit 2021 arbeite ich zudem als Schreibcoach und liebe es, andere bei der Verwirklichung ihres Traums vom eigenen Buch zu begleiten.
Wer also ist Katja Kobusch?
Eine Träumerin, die endlich erkannt hat, dass diese Eigenschaft ein Geschenk ist.
Eine Wortakrobatin mit Anlaufschwierigkeiten.
Ein Buchmädchen, das die Geschichten anderer verschlingt.
Ein Filmfan, der auch mal allein ins Kino geht.
Eine Autorin, die sich als Sprachrohr für die Stimmen ihrer Figuren sieht – und für die es nichts Schöneres gäbe, als wenn diese ein Echo in den Herzen der Leser*innen hinterlassen würden.
Willkommen in der „Jakemosphere“ – schön, dass du da bist!
